Geschichte

Geschichtliches und Heimatliches
aus Naseband

Die „nasse Bande“ war, der Erzählung nach, ein altes Raubrittergeschlecht, das seine Burg in unserem Knick hatte. Rings um den Wald zog sich ein Sumpf, der von einem Wall begrenzt war. Der alte Wall war bis in unsere Zeit gut erhalten. Aus dem Sumpf wurden fruchtbare Wiesen.
Als uns 1945 die Russen, später die Polen das Vieh wegnahmen, und erst einmal aus Naseband, später aus Kremerwinkel, eine Kolchose machten, wurden die großen Viehherden aus unsere schönen Wiesen getrieben. Somit wurde der alte Wall von den Kühen zertrampelt, alle Koppelzäune und Gräben zerstört.

Und als wir 1983 unsere Hauswiese ansahen, hatte sie wieder mehr Ähnlichkeit mit einem Sumpf als mit einer fruchtbaren Wiese.

Die Raubritter wurden „nasse Bande“ genannt, daher der Name Naseband.

Der Knick war ein alter Buchenwald mit Eichen durchsetzt.
Er gehörte zum Hof von Schulz, Born, Hackbarth und Lawrenz.
Mein Vater hat in unserem Wald eine Eiche schlagen lassen, die nach Auskunft von Fachleuten über 400 Jahre alt war. Der Wald war, Erholungsgebiet. Die meisten Sonntagsspaziergänge führten in den Knick. Im kalten Winter 1946/47 holzten ihn die Polen restlos ab. Heute stehen wieder Bäume an seiner Stelle, die sich selbst gesät haben, ziemlich hoch, dafür sehr dicht und dünn.

Ursula geb. Lawrenz

 

 

NASEBAND EIN RITTERSITZ

Naseband ein Rittersitz und ansehnliches Dorf
2 Meilen von Bublitz gegen Westen
Ebenso weit von Bärwalde nordostwärts,
3 Meilen von Belgard südostwärts,
ebensoweit von neu-Stettin nordwestwärts,
und 4 Meilen von Köslin gegen Süden
auf der Straße von Polzin nach Bublitz,
in einer niedrigen Gegend, hat:
1 Vorwerk,
1 Prediger,
1 Küster
17 Bauern
13 Cossäthen
1 Krug
1 Schmiede
40 Feuerstellen
1 zur Belgardschen Synode gehörende Mutterkirche,
deren Filiale die Dörfer Kowalk und Schmelzin sind
und zu welcher das Dorf Drenow eingepfarrt ist
Mast- und Fichtenholzungen, und Fischlein in Teichen,
3 kleinen Seen und einem Bach.

Zu dem Gute Naseband gehören noch
1) Das Vorwerk Krämerwinkel, welches eine ¼ Meile
von Naseband gegen Süden an einem Bache liegt,
der sich mit der Triebgust vereinigt und nicht weit
von dem Vorwerk Schwartow in die Persante fällt.
2) Die Pächterey Marienhof, ehemals Zitzen genannt,
Nicht weit von Krämerwinkel an demselben Bache gelegen.
3) Eine Ziegelei
4) Eine auf der Feldmark gelegene Wassermühle
5) Der Dimkubsche Pachthof, so eine Kuchpächterey in der
Holzung, Dimkuhl genannt ist, und
6) Ein Holzwärtherkathen, der ein Ackerwerk in der
Sogenannten Buschcavel ist und eine Meile von Naseband
gegen Osten nach Bublitz liege.
Naseband war ehemals ein altes Glasenappsches Lehn,
ist jetzt aber ein Boninsches Lehn, welches Bernd Eccard von Bonin besaß.
Er kaufte dazu nicht nur am 25.01.1697 etliche Kämpe in dem
sogenannten Bersenheege von Martin Joachim von Kleist,
sondern auch nach dem Vergleiche vom 27.01.1697
einen Theil einer Carvel Holzes in Bersenheege an dem
Zeblinschen Freyenstein belegen für 327 Gulden von
Jürgen von Kleist und hinterließ dieses gut seinem Sohne,
dem Hauptmann Joachim Ernst von Bonin, welcher es nach dem
brüderlichen Theilungsvergleiche vom 02.10.1731 bekam und das
jetzt zu seinem Vorwerke Kremerwinkel, das ehemals ein Lehn
der von Schnell war und zu Villnow gehörte, von der Witwe und den Erben
des Henning Weding von Schnell nach dem gerichtlichen Vergleiche
vom 08. Julius 1735 an sich brachte und nachher mit demselben belehnet wurde.
Nach seinem Tode besitzt nun sein einziger Sohn und Erbe, der
Hauptmann Bernd Ludewig von Bonin dieses Gut.

Adlige Güter des Neu-Stettinschen Kreises
Naseband bis 1945
Gemeinde in Pommern, Kreis Neustettin
Ab 1945 Nosibody/ Szczecinek

Das Dorf Naseband hatte bis zu 600 Einwohner. Der größte Teil der Einwohner war in der Landwirtschaft tätig. Handwerksbetriebe, Einzelhandel, Gastronomie, Kirche und Schule waren ebenfalls vor Ort.
Die ärztliche Versorgung wurde von einer Krankenschwester getätigt.

Nachstehende Auflistung soll die Übersicht über Personen und Tätigkeiten erweitern. Namen und Ortsbeschreibungen in vorliegenden Lageplan stehen in Verbindung mit nachstehender Auflistung.

Gemeinde Naseband: Verwaltung
1. Bürgermeister: Paul Tetzlaff
2. Pastor: Karl- Heinrich Reimer
3. Schwester Anita hatte die ärztliche Versorgung. Ihre Wirkungsstätte war das Gemeindehaus
4. Schule: die Lehrer Bruno Krause und Erwin Bogs
5. Brennerei: Sie wurde von Herrn Schöning verwaltet
6. Förster Puchert verwaltete vom Forsthaus aus Wälder, Forsten und Moore. Max Kunde hieß die Forstaufsicht.
7. Frau Haß war die Hebamme des Ortes
8. Die Post wurde von Ella Garske geleitet
9. Ein- und Auszahlungen der Spar- und Darlehenskasse wurden von Frau Frieda Krause im Gebäude der Schule ermöglicht.

Gemeinde Naseband: Gewerbe
.
1. Werner Hackbarth, Stellmachermeister. Inhaber der Stellmacherei vor Ort. Vorrangig war die Herstellung von Ackerwagen.
2. Karl Lawrenz, Schmiede- und Hufbeschlagmeister. Vorrangige Tätigkeiten waren Schmiedearbeiten, Hufbeschlag, Wagenbau. Hinzu kamen Verkauf und Reparatur von Landmaschinen. Auch Lehrlinge wurden ausgebildet.
3. Die Getreidemühle vor Ort wurde von Karl Ristow betrieben.
4. Der Bauunternehmer des Dorfes war Otto Heidemann.
5. Die Schuhmacherei wurde von Franz Kleinschmidt, Schuhmachermeister, betrieben.
6. Schneidereien waren 3 in Naseband:
a. Elisabeth Hackbarth, Schneidermeisterin. Anfertigung von Maßkleidern. Nähkurse für Frauen.
b. Hermann Himmel, Schneidermeister. Herrenbekleidung.
c. Reinhold Dumke, Herrenschneidermeister
7. Werner Garske, Verkauf und Reparatur von Fahrrädern.
8. Gärtnerei Bülow
9. Tischlerei Max Stark. Tischlermeister Stark war bei
Trauerfällen auch für den Sarg und Leichenwagen zuständig.

Alte Ansichtskarte aus Naseband
Alte Ansichtskarte aus Naseband

Gemeinde Naseband: Einzelhandel und Gaststätten
.
1. Ernst Mielke, Lebensmittel und Saalbetrieb
2. Marie Eichstedt, Lebensmittel
3. Paul Karsten, Kneipe und Ausspann für Pferdefuhrwerke
4. Otto Pommerening, Einzelhandel für Gemischtwaren und Lebensmittel.

Gemeinde Naseband: Landwirtschaftliche Betriebe (Bauernhöfe)
.
1. In den Gebäuden des ehemaligen Gutshofes
a. Paul Schulz, Wirtschaftsgebäude und Wohnung auf dem ehemaligen Gutshof
b. Hugo Born, Wirtschaftsgebäude auf dem ehemaligen Gutshof. Wohnung auf der anderen Straßenseite.
2. Bauernhöfe aus Richtung Villnow kommend:
a. Schrank
b. Gerotzke
c. Zart, Himmel, P. Müller, M. Kunde
d. In der Ortsmitte hinter der Kirche, Bernhard Lafin, F. Müller, Schulz, P. Abraham, Reinke
e. In Richtung Kowalk: Reinke, dann ein Hof uns gerade unbekannt, Zahn
f. Weiter entfernt vom Hof Zahn dann die Höfe: Lippert, Krüger und Kopitzke
g. Starten wir neu am Friedhof Richtung Grünewald haben wir auf der linken Seite am Ausgang des Dorfes nur noch den Hof W. Klande.
3. Reine Bauernhöfe aus Richtung Grünewald kommend gibt es laut Lageplan auf der linken Seite keine.
4. In Naseband Abbau auf dem Sommerweg nach Grünewald sind folgende Höfe rechts im Lageplan zu verzeichnen: Lotz, Eichstedt, Baumann, J. Schulz, Kelpin, K. Buse und K, Janke. Für die Höfe Zickuhr und Dubberstein fehlen uns die Ortskenntnisse um deren Lage im Lageplan festlegen zu können.
5. Auf dem Weg nach Kremerwinkel, einige km vom Ortskern Naseband entfernt, die Höfe Brümmer und Stresemann.
6. Unweit von Schloss und Gutshof gibt es die Höfe: Schacht, Grade, Schmökel und einen uns nicht mit Namen bekannten Hof. Das Schloss ist heute eine Ruine. Schilder weisen daraufhin, dass die Ruine nicht betreten werden darf. Einsturzgefahr!

In vorstehender Aufzählung von Bauernhöfen sind nur die Höfe genannt worden, wo für die Familie die Landwirtschaft die Haupteinnahmequelle war. Einen Garten oder kleinere Ackerflächen für den Eigenbedarf sowie Kühe und ein Pferd hatte fast jede Familie in Naseband.

Zur Gemeinde Naseband gehörten auch Kremerwinkel und Altmühl. Beide Gemarkungen sind auf dem Lageplan nur mit dem Hinweis Altmühl bzw. Kremerwinkel vermerkt. Ortsvorsteher waren in Altmühl Herr Kieson und in Kremerwinkel Herr von Zastrow, die Adelsfamilie, welche vorher im Schloss zu Naseband gelebt hat.

Ursula Marotzke geb. Lawrenz
Bönningstedt, Januar 2007

 

 

 

Krieg und Vertreibung

Wir waren alle glücklich und zufrieden, bis der Krieg uns das bittere Ende bereitete. Am 28. Februar 1945 erlebten wir einen russischen Tieffliegerangriff. Schuld an dem ganzen Dilemma hatten zwei Panzer, die auf unserem Hof zur Reparatur standen. Die Soldaten begannen vom Panzer aus zu schießen. Da legten die Russen erst mal richtig los.
Getroffen wurde vom Flugzeug aus unser Nachbar Opa Stark, der gerade zur Haustür gehen wollte. Heidemanns Haus war ein einziger Trümmerhaufen. Im Hauskeller hatte die Familie Schutz gesucht. Mutter, Großmutter und drei Kinder starben in den Trümmern, mit ihnen eine Tochter der Familie Krause.

Unsere Flucht vor den Russen begann ganz überstürzt. Obwohl wir bestens ausgerüstet waren, schafften wir die Flucht nicht. Wir waren insgesamt 14 Wagen, unter uns die Familie Hackbarth. In Quisbernow waren wir am Ende. Die Russen überrannten uns, verschleppten die Männer, vergewaltigten die Frauen und nahmen uns alles weg, was wir besaßen. Unser Wagen war leer bis auf den Boden, aber zum Glück nicht verbrannt. Unseren Fuchs fanden wir wieder, ein fremdes Pferd holte ich von einer Koppel, so begann unter vielen Belästigungen der Heimweg.
Die schlimmste Nacht erlebten wir in Lasbeck, als eine Kompanie Nachschub russischer Soldaten eintraf.
In dieser Nacht gab es die ersten Selbstmorde.
Als wir nach Hause kamen, waren einige Häuser abgebrannt, nur kleine Rauch Fähnchen zogen in den Winterhimmel, alle übrigen Häuser beschädigt und geplündert. Bei uns im Haus gab es so gut wie keinen Topf und kein Geschirr. Die Schranktüren waren eingetreten, obwohl die Schlüssel steckten und die Lebensmittel nicht mehr genießbar, das Viel war zum Teil noch vorhanden. Unsere Pferde wurden uns gleich weg genommen. Kühe und Schweine fanden sich langsam wieder ein. Aber nach einiger Zeit wurde alles abgetrieben. Es gab kein Korn, kein Mehl, keinen Strom, nur Kartoffeln waren noch reichlich in den Mieten vorhanden.

Die Polen kamen bald und nahmen uns die Grundstücke weg. Die Miliz drang schwerbewaffnet in die Häuser ein und ließ die Besitzer den freiwilligen Verzicht unter Mordandrohung unterschreiben.
Frau Hackbarth wagte den Einwand, sie möchte das Schriftstück erstmal lesen und wurde dafür in den Keller gesperrt.

Mein Bruder Rudolf war mit seinen 16 Jahren einer der ersten und jüngsten Männer aus dem Dorf, die an den grausamen Methoden der Russen und der polnischen Miliz in Posen sterben musste. Unsere Eltern konnten seinen Tod nie verwinden. Wir Geschwister verkrafteten das Geschehen nur sehr schwer.

Am 3. Ostertag 1946 wurden wir aus Naseband vertrieben. In einem Viehwaggon traten wir den Weg in eine ungewisse Zukunft an. Am 5. Mai 1946 trafen wir in Bönningstedt ein. Keiner wollte uns haben, die Bauern weigerten sich uns aufzunehmen.

Nach so langer Zeit haben wir Abstand gewonnen. Heute sage ich mir, unsere pommerschen Bauern hätten auch nicht anders reagiert. Wir haben in Bönningstedt eine neue und schöne Heimat gefunden. Wir besitzen wieder eigenen Grund und Boden und können, so oft wir wollen, unser schönes, altes Pommern besuchen.

Ursula geb. Lawrenz

Unser herzlichen Dank dass wir die Unterlagen veröffentlichen können.
Anna Herzog