Kirche

Die Kirche zu Crössin

Unsere ehemalige massive Kirche ist sehr alt.
Bei der Kirchenvisitation 1558 konnte niemand mehr das Jahr ihrer Erbauung angeben.


                                          Dieses Foto stammt aus der Zeit vor 1945. 

 

Sie lag fast mitten im Dorf, direkt an der von Villnow nach Lucknitz führenden Kreisstraße. Gegenüber, auf der westlichen Seite der Straße, lag das Grundstück des Schneidermeisters Emil Döring, dessen Frau Hebamme war. Neben Dörings wohnte die Familie des Sattlers Krüger, der auch Glöckner unserer Kirche war. Nach dem 1. Weltkrieg war er kurze Zeit Gemeindevorsteher.

Im Turm der Kirche, der aus Fachwerk bestand und mit hölzernen Schallucken versehen war, hingen zwei Glocken unterschiedlicher Größe. Mit ihnen läutete der Glöckner, bzw. ein Mitglied seiner Familie, meistens war es seine Tochter Erna, am Sonnabend Abend den Sonntag ein.

Das Fachwerk im alten Glockenturm gut zu erkennen, 1976
Aufnahmen aus dem Jahr 1976, der Fachwerkglockenturm ist noch vorhanden!

 

Hier ist das ehemalige Fachwerk des Kirchturms wunderbar zu erkennen.
Leider wurde er nach 1976 entfernt und seither ist das schmucke Gotteshaus von Ferne nicht mehr als solches zu erkennen!

Kirche Groß Krössin 1976 (2)

Am Sonntag riefen diese Glocken die Gläubigen zum Gottesdienst.

Außerdem zeigten sie an, wenn ein Mensch im Dorf verstorben war. Wurde die kleine Glocke geläutet, so hatte ein Kind seine Krankheit nicht überstanden. Erschallte die große Glocke, dann war ein Erwachsener entschlafen.
Die Beerdigung fand immer nach einem alten Ritual statt.
Der Verstorbene wurde noch zuhause aufgebahrt, sodass die Familie, Nachbarn und Freunde Abschied nehmen konnten. Am Tag der Beerdigung begann der Trauerzug am Haus des Verstorbenen. Sicherlich fand die übliche  Aussegnung durch den Pastors im Trauerhaus statt.. Danach ging der Trauerzug mit Pastor und Sarg samt Trauerfamilie durch das ganze Dorf zur Kirche und anschließend auf der Friedhof. (Zusatz : Irmgard geb. Buse und Anna Herzog, 2016)

Fröhlich erklangen beide Glocken, wenn eine Hochzeit gefeiert wurde und das Brautpaar, gefolgt von Freunden und Verwandten, feierlich zur Trauung in die Kirche zog.

Sturm läuteten beide Glocken, wenn im Dorf Feuer ausgebrochen war. Neben den Glocken „ging“ gleichzeitig das Feuerhorn, das der Nachtwächter blies. Beide, Glocken und Horn riefen um Hilfe.
Früher, bis zum Anfang der 30 iger Jahre, wurden die Glocken noch um 18 Uhr zur Vesper geläutet. Allen, die auf dem Hof oder auf den Feldern arbeiteten, läuteten sie zu, dass es für den heutigen Tag genug sei.
Es war ein friedliches Bild, wenn alsbald, nachdem die Glocken schwiegen, Fuhrwerke und Herden dem Hof zustrebten, um baldige Ruhe zu genießen.
Anfänglich vermissten viele das abendliche Geläut, das weit über Dorf und Felder hin schallte und abendlichen Frieden verhieß.

Auf dem Turm befand sich eine Wetterfahne mit Hahn. In die Fahne war die Zahl 1800 hineingetanzt.

Das Bauwerk

 Das Kirchenschiff, das etwa 20m lang und 10m breit war, ist aus Feldsteinen gebaut worden. Die Außen- und Innenwände waren verputzt und weiß getüncht. Die Kirche besaß sieben Fenster, je drei an den Längsseiten und eines an der Breitseite im Osten, und zwei Türen.

  Zeichnung der Kirche vom Sohn des letzten ev. Pastor Tech

Das Hauptportal befand sich in der westlichen Breitseite unter dem Turm.
Die kleinere Tür war in die Südwand eingelassen.
Die Inneneinrichtung ist karg. Sie bestand aus Holzbänken mit Lehnen.  Auf den Chören standen einfache Bänke ohne Lehnen. In den Gängen waren über dem Ziegelsteinboden Kokosläufer ausgerollt.
Die hölzerne sechseckige Kanzel diente nur ihrem Zweck, sie war weder mit Ornamenten noch mit anderem Schnitzwerk versehen.
Das einzige Schmuckstück war der Altar mit seinem dreiteiligen Aufbau, auf dem die vier Evangelisten dargestellt waren. Diese Nachbildung von Albrecht Dürers Werk war Pastor Hermann Tech (1896 – 1909) wohl gelungen. Er ging seinem Bruder Albert im Pastoren Amt voraus.

Das Taufbecken stand aus einen geschnitzten hölzernen Sockel.

                             1976 wurde der Sockel auf dem Dachboden gefunden.

 

Die Orgel der Kirche war gut bespielbar. Sie besaß neben der Tastatur Fußpedale über zwei Oktaven und an die Register. Frau Halwaß bediente den Blasebalg.
Nach dem wenig schmuckreichen Inneren der Kirche ist zu vermuten, dass es sich um eine Evangelisch Reformierte Kirche handelte.

  1976 war die alte Orgel noch in der Kirche.

 

Der Platz, auf dem die Kirche stand, muss aufgeschüttet worden sein, denn er überragt das angrenzende Gelände um fast einen Meter. Der Kirchhof, der früher auch als Friedhof gedient hat, war mit einer Mauer aus Feldsteinen eingefriedet. An der Südseite, an der mit starkem Gefälle die verlängerte Mittelstege vorbeiführte, war die Mauer etwas 1,50m hoch.
Am Westtor standen drei Linden, die den Kirchturm überragten und, gemessen an ihrem Umfang, an die 100 Jahre alt sein konnten.

 Alte Ansichtskarte der Kirche

Auf den Südwestteil des Kirchhofes, der Kreisstraße zugekehrt, stand das Kriegerdenkmal. Jeder, der an der Kirche vorbeiging oder fuhr, sah es.

Das Denkmal war aus einer Art Zementbeton hergestellt. Auf einen quadratischen Sockel mir zwei Stufen stand eine viereckige, sich nach oben hin verjüngende etwa 2,5m hohe Säule, an deren vier Seiten die Namen der Gefallenen des 1. Weltkrieges eingemeißelt waren.
Bedauerlicher Weise werden die Namen immer wieder unkenntlich gemacht. Auch noch im Jahr 2012.
Auf der Spitze trug sie eine Skulptur, die einen preußischen Adler mit weit ausgebreiteten Schwingen darstellte.
Gegenüber der Ecken der Grundplatte waren vier niedrige quadratische Pfeiler aufgestellt. An diesen Pfeilern, die mit Steinkugeln bewehrt waren, hingen schmiedeeiserne Ketten.

Vor dem Südportal stand ein gehauener Granitstein. Er war etwa 70 cm lang und besaß einen Umfang von 50 cm. Oben im Stein befand sich eine etwa 10 cm tiefe Mulde.
Er wird als Opfer- oder Taufstein gedient haben.

Im Osten und Süden war der Kirchhof mit einer Flieder Hecke umgeben.

Albert Tech war der letzte evangelische Pastor in Groß Krössin. Er war ein Bauernsohn und stammte aus Mariental um Kreise Pyritz. Fast 40 Jahre war er in unserer Heimatgemeinde seelsorgerisch tätig.
Seine Frau Olga war vor der Eheschließung Lehrerin in Österreich.

Das kirchliche Gemeindeleben

 Von zwei Ausnahmen abgesehen, hatte das kirchliche Leben in der Gemeinde mit seinen Gottesdiensten, Abendmahlen, Taufen, Trauungen und Konfirmandenunterricht, der stets mittwochs in der Schule abgehalten wurde, keine Besonderheiten.

Das sogenannte Aussingen scheint in anderen Kirchengemeinden nicht üblich gewesen zu sein. Es fand bei Beerdigungen statt.
An ihnen nahmen außer dem Pastor und der Trauergemeinde auch der Küster und ein von Schulmädchen gebildeter kleiner Chor teil. Sie sangen im Sterbehaus, auf dem Wege von dort zum Friedhof und am Grab Choräle.

Ein besonderer Höhepunkt im Kirchenleben war die Einsegnung.
Sie fand immer am Palmsonntag, also am Sonntag vor Ostern, statt. Aus ihrem Anlass wurde die Kirche besonders geschmückt.
Deshalb zogen die Konfirmanden mehrere Wochen zuvor in die Wälder und holten „Grünes“.
Das waren meist Preiselbeersträucher, Fuchsschwanzranken und Fichtenzweige. Das Grünzeug wurde üblicherweise in einer Scheune gelagert und dann dort zu Girlanden verarbeitet. Mit ihnen und Sträußen aus Fichtenzweigen wurde die Kirche innen und außen am Portal geschmückt. Außerdem wurden Girlanden zwischen den Kastanien vor dem Pastorenhaus und den Linden vor der Kirche gezogen.

Die Konfirmanden aus Borntin, Carlsdorf,  Villnow und Groß Krössin trafen sich am Pastorenhaus und gingen von dort aus, dem Pastor folgend, voraus die Mädchen, singend in die Kirche.

17.03.1940 Einsegnung von Ilse Hackbarth

Für die Einsegnungssprüche erhielt der Pastor fast von jedem Konfirmanden ein Douceur.
Dass die Jungen, beim „Grünes holen“ mit den gleichaltrigen Mädchen Schabernack trieben, versteht sich. 🙂

 

Zusammengestellt von Gisela geb. Wruck, Groß Krössin
und Anna Herzog

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