Weiterentwicklung

Die Weiterentwicklung  „Crössins“

Man schrieb das Jahr 1585, so beginnt ein Bericht Reinhold Ottes mit der Überschrift „Zäher Kampf um den Hof“, den er an Hand alter, vergilbter und zerfranster Urkunden zusammengestellt und 1936 in der Neustettiner Kreiszeitung veröffentlicht hat.

„Als in dem Dorfe Crößin im Amte Neustettin aus Gottes des gerechten und allmächtigen Zorn die Pest hoffigk graßieret hatte. Viele Höfe waren ausgestorben und ganz und gar wust. Und weil Daniel Laffin damals furstorben, keine Kinder noch Brüder / sonder Schwestern hinter sich verlaßen/ und etzliche der Schwestern Sohne / neben ferneren anderen Fremden / Ihrer 14 um den Hoff in Meinigkeit geraten / und etzliche ohne der anderen Vorwißen / denselben um 80 FL (FL = Florin = Gulden) zu verkaufen, ordnete Jakob Heinrich Kleist, Schloßhauptmann des Herzogs Johann Friedrich von Pommern am 4. Juny 1586 an, daß Hannß Cuiadt den Hof übernehme.“
Gegen diese Anordnung zog Adrian Kleinschmidt, ein Neffe des Daniel Naffin, zu Felde.
Insgesamt sechsmal reiste er nach Stettin und sprach dort bei g.F.u.H. (gnädiger Fürst und Herr) bzw. dessen Amt, was wahrscheinlicher ist, vor.
Er erreichte es schließlich, dass er in den Hof gegen Zahlung von 5 Thalern immissioniert (eingesesetzt) wurde.
Das war dann um 1590.
Zu dieser Zeit ist also die Währung Florin (ein venezianisches Zahlungsmittel) auf Thaler umgestellt worden. Hannß Cujadt muss ein schlechter Bauer gewesen sein. Über ihn wird in dem Bericht weiter ausgeführt:
„Er sei eine umbtreibende Person / an vielen enden gewonet und vortrieben / wie den sulchs nutoria (offenkundig) /das er kurtz Jahre zu Vilnow, Kremerwinkel, Hasenfire, Poppeöow gewonnet und nirgend bestehen konne.“
Weiter kann aus dem Bericht entnommen werden, wie sich der g.H.u.F. Geld verschaffte.
Seine Durchlaucht verpfändeten einfach ganze Ortschaften. So wurde Crößin 1590 einem Peter Kameke zugeschlagen.
Adrian Kleinschmidt widersetzte sich jedoch einer Pachtzahlung, weil sein Hof ein Koffhof (Kaufhof) war.
1590 wohnten insgesamt 24 Bauern und 6 Kossäten in Crößin. Darunter befanden sich folgende Familien:
Ziesemer
Compelke
Kujat
Kleinschmidt
Pokrant, Peter, der Krüger.

Reinhold Otte ist gebürtiger Groß Krössiner, er war Lehrer in Zülkenhagen, Groß Krössin und Deutsch Plassow

 

 

Schriften des Heimatkreismuseums der Stadt Neustettin

Heft 1
Zur Besiedlung des Newen- Stettiner Landes
Von Emil Wille
Weiland Professor am Fürstin Hedwig-Gymnasiums, Neustettin

Herausgegeben von
Georg Zehm
Verlag des Kreisheimatmuseums der Stadt Neustettin, Neustettin

  1. Gründung und Anfänge des Dorfes Großkrössin
    Das Dorf scheint ebenso wie Valm von Bauern westfälischer Abkunft gegründet zu sein; wenigstens war es auch ein Knickdorf.

Über die Gründungszeit des Dorfes besitzen wir bisher nur die eine unbestimmte Nachricht, dass schon 1558 niemand mehr angeben konnte, wann seine Kirche erbaut worden sei; danach muss das Gotteshaus und damit auch das Dorf bereits damals recht alt gewesen sein.

Seinen Namen trägt es nach den nö. Davon gelegenen Dorf „Kresyn“, das 1387 zum ersten Mal urkundlich genannt wird (Kleist- Kratz II S. 2) und ursprünglich, höchstwahrscheinlich. Eine pommersche Niederlassung war oder auf der Stelle einer solchen angelegt worden war. Da es zweifellos von vornherein von deutschen Bauern gegründet wurde, erhielt es später zum Unterschiede von jenem den Namen Groß- Krössin.

Angelegt am rechten Ufer der Persante war es zunächst ein wichtiger Unterkunftsort auf der alten Handels- und Salzstraße. Die von Kolberg über Belgard am rechten Ufer des ebengenannten Flusses nach Persanzig und von dort über Neustettin nach Polen führte, wie es später bis in das vorige Jahrhundert hinein ein Station auf der Land- und Poststraße von Körlin nach Neustettin war.

Die ersten sicheren Nachrichten vom Dorf führen in die Zeit um 1500. Damals finden wir das adlige Geschlecht der Triddemer in ihm ansässig,  dass aus drei Brüdern, Heinrich, Drewes und Klawes bestand. Von ihnen starben Drewes und Klawes „erblos“, der eine eines gewaltsamen Todes, und es blieb Heinrich übrig, der sich mit einer von Anclam aus Berkau in der Neumark(Altmark?) verheiratet hatte.

Er besaß zu seinem Rittersitze 7 Hufen in jedem der 3 Felder (nach Döbel, nach Kiekow und Zuch) zusammen 270 Morgen. Von diesen 7 Hufen hatte er mit 3 Bauern besetzt; außerdem gehörte ihm ein Katen am Kirchhof, der jährlich 8 Hühner entrichtete. Auch bezog er von der Mühle eine jährliche Pacht von 1 Drömt (12 Scheffel) Roggen und malte auf ihr seinen Hausbedarf mattfrei.

Leider starb er ebenfalls ohne einen Sohn zu hinterlassen. Seine Witwe und seine beiden Töchter sollen sich zu ihren Freunden nach der Mark begeben haben. Das Lehn aber fiel an den Herzog zurück. Dies geschah vor 1523, – denn in der Vasallentabelle von diesem Jahr ist das Geschlecht nicht mehr erwähnt, – und zwar noch vor dem 26.01.1521, da damals dem mit der Verwaltung des Amtes Neustettin beauftragten Zabel von der Wolde unter anderem auch die Pacht für die Mühle in Krössin verschrieben wurde.

Ja, die Zeit lässt sich noch genauer bestimmen.

 

 

In Verhören nämlich, die 1570 und 1572 angestellt wurden. Heißt es, Heinrich Triddemer sei gestorben als Otto von Wedel (1514-1517) oder Heinrich Namel (1517-1521) Hauptleute und er, Johann Knop, Rentmeister des Neustettiner Landes gewesen seien. Nun kann Johann Knop nur bis (1517 oder 1518) das Rentmeisteramt bekleidet haben; denn damals wurde Paulus Klotze sein Nachfolger. Somit muss Heinrich Triddemer zwischen 1510 und (1517 oder) 1518 gestorben sein.

Nach seinem Tode wurde das Dorf und Gut Krössin von den herzoglichen Beamten eingezogen und der Hof Triddemer mit seinen 2 Hufen für 60 Mark einem Pete Naffin „zugeschanzt“.

Damit war das Dorf jetzt ein reines Bauerndorf. Laut „Eritract des Amtes Nigen Stettin von 1541“ entrichtete es damals 33 Gld. 28 Schl. Pacht (einschießlich 5 Gld. 15 Schl. Dienstgeld), während Persantzke 25 Gld. Und 16 Schl., Küdde 16 Gld. Und 24 Schl., Sparsee 13 Gld. Und 12 Schl., Collnicz 11 Gld. Und 24 Schl., Sparsee 13 Gld. Und 12 Schl., Solnicz 11 Gld. 24 Schl., Streczke 9 Gld. 8 Schl. Und Galow 4 Gld. 33 Schl. Pacht zahlten.

Es war somit das größte der Amtsdörfer.

Wie oben gesagt worden ist. Erhielt der Hauptmann Zabel von Wolde im Jahre 1521 zu seinem Deputat, auch die Pacht aus der Mühle Krössin; nachdem er 1544 gestorben war, wurde sie nicht mehr wieder verliehen, sondern musste fortan an das Amt selbst abgeführt werden.

Da nun die Mühle zu vielen Zeiten im Jahr das Dorf nicht genügend versorgen konnte, gestatteten der Hauptmann Klaus Peter Knut, auf der Santznitz, einem rechten Nebenfluss der Tribgust, eine Wassermühle zu erbauen mit der Verpflichtung , nach Ausgang von 3 freien Jahren nach Fertigstellung der Mühle jährlich 4 Drömt Roggen an das Amt abzuliefern. Zum Bau der Mühle sollte ihm das nötige Holz angewiesen werden; die Bauern aber sollten es anfahren, sollten auch die „Scharppfähle“ in die Erde stoßen, 3 Tage Wrasen, Erde und Sand zum Damm und zum Stauen des Wassers herbeischaffen und sonst auch noch 4 Tage Handleistungen tun. Damit er nun seine Gebührnis desto bessor entrichten könnte, sollte er zwei Acker außerhalb des Hufschlages der Bauern erblich erhalten, ebenso die Erlaubnis, auf dem Mühlenteich zu fischen. – damit er, „dem Herzog oder Amtsleute, wenn sie da durchzögen“ beköstigen könnte, – und 6 oder 7 Stück Holz im Krössinschen Gehege hauen und zur Mühle verwenden dürfe. Als Mahlgäste wurden ihm die Bauern der einen Hälfte des Dorfes zugesagt.

Was den einen der beiden vorhandenen Krüge betrifft, so waren seine beiden Besitzer, Matthias und Simon Pokrante, nachdem sie ihn lange Jahre inne gehabt hatten, auf ihm verarmt und verkauften ihn 1568 ihrem Vetter Peter Pokrante für 200 Gld. Dieser baute mit einem Aufwand von mehr als 50 Gld. den Hof nun auf und rodete auch „etliche Morgen aus hartem Stubben“.

Da erteilte der Herzog in der richtigen Erwägung, dass er aus den 7 ehemaligen Hufen Heinrich Triddemer, die damals mit 5 Bauern besetzt waren, einen größeren Gewinn erzielen könnte, wenn  den Befehl, dass in Krössin eine Schäferei errichtet werde. Vergebens baten die Bauern und vor allen Peter Pokrante, dessen Hof und Acker mit eingezogen werden sollte, der Herzog möge von seinem Vorhaben abstehen.  Dieser blieb bei seiner Verordnung, und Peter Pokrante erhielt den Bescheid: Da er ohne des Hauptmanns Wissen den herzoglichen „Freihof“ kaufweise an sich gebracht habe, sei der Herzog nicht verpflichtet, das Kaufgeld zu erlegen. Was die Kosten für die neuen Gebäude angehe, so sollten diese besichtigt und dann weitere Verordnungen getroffen werden. Im Übrigen solle der Bittsteller, wenn Gelegenheit im Amte vorhanden sei, berücksichtigt wer.

Im Dorfe befanden sich damals 28 Bauern und 41 1/2 Pachthufen. Von diesen legte man jetzt die 7 Hufen, die vormals zum Herrenhofe gehört hatten, zur Schäferei und ließ zu ihrer Besetzung aus den Schäfereien in Galow und Stretzke zusammen 300 Schafe holen. Die 34 ½ Hufen aber, die von den 41 ½ Hufen übrig blieben, wurden so geteilt, dass  jeder Bauer 1 ½ Hufen erhielt; unter ihnen befand sich auch der Krüger Peter Pokrante, der also gnädig behandelt wurde. Sonst wurde nichts verändert; d.h. der Kirche blieben 2 Hufen, dem Pastor ebenfalls 2 Hufen und dazu einige Kämpe und Kaveln und dem Schulzen und Müller je 1 Hufe.