Das Dorf Crössin /Groß Krössin
Wohl selten hat sich ein Dorf in Pommern so verändert wie Groß Krössin in den 125 Jahren von 1775 bis 1900.
Das trifft nicht nur für seine Struktur, sondern auch für seine Bewohner zu.
Während bei der Aufstellung der Taxe für die Generalpacht im Winter 1775/76 im Amt Neustettin noch 1 Freischulzenhof, 22 Bauernhöfe, 4 große, 4 kleine Kossäten und 6 Büdner namentlich aufgeführt werden, hat die Teilung der Höfe in 125 Jahren einen solchen Umfang angenommen, dass kein ungeteilter Bauernhof mehr vorhanden ist.
Aber nicht nur die Teilung, sondern die Zusammenfassung ganzer Höfe zu größeren Wirtschaftseinheiten veränderte das Gesicht des Dorfes.
So wurden in dieser Zeit 3 Bauernhöfe zum Gut Carlshöh, 3 weitere unter demselben Besitzer zum Gut Oberhof und 3 andere zum Gut Groß Krössin zusammengefasst, deren Besitzer nacheinander von Versen, Heinrich, Haller und Leo von Kleist waren.
Eins dürfte feststehen, dass bei dieser Bildung der Güter das sogenannte „Bauernlegen“ keine Rolle gespielt hat.
Nachdem die Separation (heute Flurbereinigung) durchgeführt war, lag bei einem Areal von über 2000 ha ein Teil des Bauernlandes bis zu 1,5 km von der Dorfmitte entfernt, so dass eine rationelle Bewirtschaftung auch in damaliger Zeit nicht möglich war.
So lag es nahe, diese Gebiete zu größeren Wirtschaftseinheiten zusammenzufassen und die Wirtschaftsgebäude an einer günstigen Stelle außerhalb des Dorfes zu errichten, wozu aber oft das Geld fehlte.
Anderseits musste in Kauf genommen werden, dass der Weg zu Wiesen und Weiden sehr weit wurde.
Leider ist heute nicht mehr festzustellen, welche der alteingesessenen Familien damals das Feld geräumt haben.
< Nachdem die Grundbuchunterlagen von Crössin weit zurück erhalten sind, ist dies jedoch möglich. Es ist unser nächstes Projekt, in Neustettin diese Unterlagen zu durchforsten und Lage sowie Besitzer zu erkunden. (herzoginanna)>
Nicht nur diese 9 Höfe, sondern auch noch 2 weitere wurden größeren Einheiten zugeschlagen.
So sollen die Ländereien des Mausschen Hofes, auf dessen Hoflage später die Anwesen von Erich Manke, Minna Ramlow und Max Engwer lagen, vom Gut Kiekow angekauft worden sein.
Eine Kate im sogenannten „Wurstwinkel“, die bis in die letzte Zeit zum Gut Zuch gehörte, deutet darauf hin, dass sie einstmals Bestandteil eines Krössiner Hofes war, der inzwischen seinen Besitzer gewechselt hatte.
Das Schicksal des Mausschen Hofes haben noch andere teilen müssen, so der Ruhnkesche Hof, aus dem die Grundstücke von Pape und Jandt entstanden waren. Vom Hofe Remus wurden die Wirtschaften von Hermann und Karl Ristow sowie von Friedrich Flemming gebildet.
Dem Besitzer des Westphalschen Hofes gehörte vorher die Kreuzmühle (richtiger wohl Karauschenmühle), die durch den Verkauf in den Besitz des Rittergutes Balfanz überging und in eine Pachtmühle verwandelt wurde.
Den oft genannten Tankschen Hof mit der Gastwirtschaft erwarb nach 1870 der Lehrer im Ruhestand Friedrich Wilhelm Sendelbach, dessen Enkel ihn bis zur Vertreibung besaß.
In der Zeit, als die Güter Oberhof, Carlshöh und Krössin entstanden, erwarb der Bauer Gottfried Molzahn aus Kowanz, Kreis Kolberg/ Körlin, für seine Söhne Gottfried, Daniel und David je einen Hof.
Für Gottfried den Freischulzenhof, für Daniel den ostwärts davon gelegenen Ottschen Hof und für David den Hof, dessen letzter Besitzer Fritz Molzahn war.
Die Größe der Höfe betrug ungefähr 240 bis 260 Morgen, nur der von David Molzahn hatte eine Größe von 300 bis 320 Morgen, höchstwahrscheinlich dadurch, dass viel Wald dabei war.
Das ursprüngliche Erbe betrug 160 Morgen. Nachträglich wurden die Grossenwiese und die Plenkenheide dazu gekauft.
< Nach neueren Recherchen und Einblick in Unterlagen, kamen jedoch 4 Molzahn Brüder aus Kowanz nach Groß Krössin. Der älteste von ihnen war ihr Halbbruder Christian Friedrich Wilhelm * 1810 in Kowanz + 09.04.1893 Groß Krössin. Seine Mutter war früh verstorben, wie in Unterlagen von H. J. Molzahn geschrieben steht. Dank alten Urkunden ist dies zu untermauern. Wilhelm Molzahn ist ein Vorfahr aus der mütterlichen Familie Hackbarth/ Herzog/ Zager.(herzoginanna)>
(Fritz Molzahn(+ 2014) fand nach der Flucht in Timmerlah bei Braunschweig eine neue Heimat. Das Schicksal hat ihn nach fast 300 Jahren dahin verschlagen, von wo seine Vorfahren 1648 einst nach Kowanz kamen. Es war der Ort Schandelah, 10 km ostwärts von Braunschweig.)
Gottfried Molzahn teilte später den Freischulzenhof.
Eine Hälfte bekam sein einziger Sohn August W.G. Molzahn, der seinen Anteil parzellierte und dann einen Hof in Zülkenhagen kaufte.
Die andere Hälfte bekam Daniel Gottfrieds älteste Tochter Friederike, die Ludwig Wittstock heiratete, der aus einem Bauernhof in Klanin bei Bublitz stammte.
Der letzte Besitzer war Paul Wittstock, (der auf der Flucht mit Emil Pagel, Ernst Schultz, Robert Dorow und Max Höfs in Fritzow von den Russen gefangen und mit unbekanntem Ziel verschleppt wurde. Von allen fünf hat man nie wieder etwas gehört.)
Auch der Nachbarhof von Daniel Molzahn kam nach Jahrzehnten in andere Hände, als sein Besitzer starb und die Witwe den aus dem Kreis Belgard stammenden Bauern Otte heiratete.
Und welch ein Wandel hat sich bei den 1775 noch führenden Familien vollzogen!
Von den Pokrandt, die um diese Zeit noch 5 Bauernhöfe, eine Kossäten- und eine Büdnerstelle innehatten, waren 1900 nur noch 2 übrig, beide aber ohne Besitz.
Fast das gleiche Schicksal traf die Familie Kleinschmidt.
Sie waren 1775 noch 3 Bauern, ein Großkossät, ein Büdner und ein Anlieger.
1945 gab es nur noch einen Namensträger mit einem kleinen Anwesen. Einer seiner Vorfahren war es, mit Namen Adrian, der 1585 den Kampf gegen den vom Schlosshauptmann Jakob Kleist in “Niegenstettin“ begünstigten Hans Cujat aufnahm.
Er nannte den Cujat eine „umtreibende Person“, reiste siebenmal zu seinem Herzog nach „Altenstettin“ und kam schließlich doch in den Besitz des Hofes seines an Pest verstorbenen Onkels.
Erwähnenswert wäre noch, dass der gegenüber der Schule wohnende und mit einem Kuhgespann ackernde Emil Ratzmer ein Nachkomme des einstigen Freischulzen Martin Ratzmer war.
Ganz verschwunden waren die Familien Bülow, Gaede, Zahn, Naffin, Dubberstein, Ziegenbarth und Schubring.
Von den 22 Bauern aber waren 1945 nur noch einer auf dem seit rund 300 Jahren im Familienbesitz gebliebener Hof. Das war Ernst Mundt. Freilich war auch dieser Hof schon geteilt.
„Nachwort“ von Walter Wittstock, ergänzt durch Unterlagen von Berthold Molzahn, Nachkomme von David Ludwig Molzahn. Neu geschrieben von H.J. Molzahn, Nachkomme von Daniel Gottfried einzigem Sohn August Wilhelm Gottfried Molzahn, Zülkenhagen. 1982. Ergänzt von Anna Herzog 2014/ 2016.